Tag 2: Gent – Oostende

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An unserem zweiten Morgen programmiere ich auf meinem Fahrradcomputer wieder die heutige Tour, doch das ist eigentlich gar nicht nötig. An jeder Kreuzung finden wir Hinweisschilder für Radfahrer und so können wir uns auf den Ikonen-Radwegen kaum verirren.

Unbekümmert verlassen wir Gent. So lässt es sich bequem bikepacken. Wir genießen die Freiheit, haben alles, was wir für eine Woche brauchen, auf dem Fahrrad dabei und vor uns erstrecken sich einladende Radwege. Übernachten werden wir immer in Hotels. Die letzte Nacht haben wir im Zentrum von Gent verbracht, in einem alten Kloster, in dem die Geschichte noch spürbar ist, in fußläufiger Entfernung zur Sint-Michielsbrug und der Leie, zum Groentenmarkt und zum Belfort.

Dann wird uns noch einmal richtig klar, warum die Route, auf der wir gerade unterwegs sind, Kunststädteroute heißt: Ein Höhepunkt der abwechslungsreichen Geschichte Flanderns folgt dem nächsten. Wir radeln von Gent über Damme nach Brügge, und dazwischen erstreckt sich ein schier unendlich flaches Land. Wir streifen das Meetjesland und durchqueren das Umland von Brügge. Über die weiten Wiesen streicht heute nur ein leichter Wind.

Auf halber Strecke gesellt sich ein Radrennfahrer zu uns. Im typischen Himmelsblau der belgischen Nationalmannschaft mit den schwarz-gelb-roten Streifen in der Mitte verlangsamt Thibaut Derycke seine Geschwindigkeit, um kurz mit uns ein freundliches Schwätzchen zu halten. Er kommt aus Waregem und ist heute schon eine ganze Weile unterwegs. Und es ist so still, wenn man allein unterwegs ist. Ob er noch für die belgische Nationalmannschaft fährt? Nicht mehr. Als Junior schon, aber diese Zeit ist mittlerweile vorbei. Er entschied sich für ein Familienleben und ein Berufsleben mitten in der Gesellschaft. „Denn bei der Familie zu sein, ist mir sehr wichtig“, sagt er mit einem unternehmungslustigen Grinsen. „Vielleicht kann ich ja irgendwann mal wieder ein Rennen fahren. Auf der Straße.“

Kurz vor Damme biegt er wieder nach Süden ab. Und wir fahren hinter Brügge in Richtung unseres heutigen Etappenziels: Oostende. Kunst an der Küste, Muscheln, Meereswind und Sonnenuntergang. Nach nur zwei Tagen auf dem Rad wissen wir schon nicht mehr genau, wie lange wir schon unterwegs sind. Thomas aus Antwerpen hatte wohl doch recht.

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